Leitbild



„Diakonischer Dienst legt Gewicht auf Freiheit, Mündigkeit und Selbständigkeit des hilfesuchenden Menschen und auf seine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Deshalb setzt sich die Diakonie dafür ein, dass seiner Gottesebenbildlichkeit und Würde dadurch Rechnung getragen wird, dass ihm Recht verschafft wird. Soziale Strukturen sind so zu gestalten, dass der Hilfesuchende seinen Anspruch auf Menschenwürde auch selbst verwirklichen kann"

(aus: Herz und Mund und Tat und Leben: Grundlagen, Aufgaben und Zukunftsperspektiven der Diakonie; eine evangelische Denkschrift, 1998)


Dieser Text veranschaulicht sehr klar, warum Diakonie und Betreuungsrecht in Ihrer Zielsetzung den gleichen Gedanken verpflichtet sind. So wie er diakonisches Handeln beschreibt und begründet könnte er genauso gut eine Beschreibung dessen sein, was das Betreuungsrecht für den Menschen, der sich aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht selbst vertreten kann, leisten soll.

Als diakonischer Betreuungsverein sind wir Teil der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie wie auch Teil der sogenannten "Betreuungslandschaft", also dem Netzwerk der verschiedenen Akteure im Bereich der gesetzlichen Betreuung.

Gerade weil diese beiden Fixpunkte unserer Arbeit eine so hohe Übereinstimmung haben gibt uns das Leitbild der Diakonie Deutschland eine Orientierung, die Grundlage ist für das, wofür wir stehen.

Darauf basierend gilt für uns:

Wir orientieren unser Handeln an der Bibel.

  • Wir nehmen den einzelnen Menschen wahr.
  • Darin sehen wir unseren Auftrag in der Nachfolge Jesu.
  • Wir schauen Not, Leid und Schwäche als Teil des Lebens ins Gesicht.
  • Wir wenden uns nicht ab, sondern lassen uns anrühren.
  • Dazu befähigen uns das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz.
  • Seine Auferstehung schenkt uns den Glauben an die Überwindung des Todes.
  • Aus dieser Hoffnung handeln wir, auch in Krisen, die uns mitten im Leben begegnen.
  • Durch den Heiligen Geist ist sie in uns lebendig.

Unser Glaube spricht durch Taten. Er zeigt sich in der Art, wie wir tun, was wir tun. Wir geben weiter, was wir von Gott empfangen. Es ist das Besondere christlicher Auferstehungshoffnung, Bruchstückhaftigkeit als Teil und Kennzeichen menschlichen Lebens anzunehmen. Wir leben in der Gewissheit, dass Gottes Wort uns mit der Hoffnung auf Überwindung allen Leides und des Todes dann aufrichtet, wenn wir am Ende sind.

Wir achten die Würde jedes Menschen.

  • Die Bibel nennt den Menschen, Mann und Frau, das "Ebenbild Gottes".
  • Gott will und liebt jeden Menschen, unabhängig davon, was er ist und was er kann.
  • Er nimmt ihn an – auch im Scheitern und in der Schuld.
  • Daran richten wir unser Handeln aus.
  • Wir treten besonders für Menschen ein, deren Würde missachtet wird.

Gott traut uns zu, solidarisch zu handeln, das Recht der Schwachen und Fremden zu achten und jedem Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Dies gibt uns Kraft, den Menschen vorbehaltlos anzunehmen. Diakonisches Handeln fragt nicht nur nach dem, was der Mensch braucht, sondern auch nach dem, was er will. Menschen können zwar würdelos handeln, aber dennoch ihre Würde nicht verlieren, weil Gott in Jesus Christus den Menschen auch in seinem tiefsten Scheitern angenommen hat. Diese Überzeugung verpflichtet uns im diakonischen Handeln.

Wir leisten Hilfe und verschaffen Gehör.

  • Wir begleiten und beraten Menschen in allen Lebenslagen.
  • Zugleich erheben wir unsere Stimme für diejenigen, die nicht gehört werden.
  • Gemeinsam mit anderen treten wir für eine menschenwürdige Gesetzgebung, chancengerechte Gesellschaft und eine konsequente Orientierung am Gemeinwohl ein.
  • Gerade in Zeiten des Umbruchs halten wir an der Verheißung von Frieden und Gerechtigkeit fest.

Als Gebende sind wir auch Empfangende. Als Helfer sind wir zugleich Hilfsbedürftige. Im gegenseitigen Geben und Nehmen erleben wir Gemeinschaft und entdecken, dass Glaube und Persönlichkeit wachsen. Wir verstehen helfende Beziehungen umfassend als Für-, Vor- und Nachsorge. Dabei geht es uns sowohl um den Menschen in seiner persönlichen Situation als auch in seinen sozialen Verhältnissen. Die Teilhabe aller am Leben in der Gemeinschaft ist unser Ziel.

Wir sind eine Dienstgemeinschaft von Frauen und Männern im Haupt- und Ehrenamt.

  • Wir unterstützen einander in unserer täglichen Arbeit.
  • Durch gegenseitige Information schaffen wir Vertrauen und Transparenz.
  • Wir fördern Eigeninitiative und fachliche Kompetenz.
  • Konflikte und Kritik nutzen wir als Chance, um unsere Arbeit zu verbessern.
  • Durch Aus-, Fort- und Weiterbildung sichern wir Professionalität.
  • Wir praktizieren und fördern die Gleichstellung von Frauen und Männern.

Als diakonische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wir bereit, dem Nächsten zu dienen. Als diakonischer Arbeitgeber schaffen wir den Rahmen, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haupt- und Ehrenamt ihre individuellen Begabungen und fachlichen Fähigkeiten entfalten und weiterentwickeln und einander ergänzen können.

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen auf verschiedenen Wegen zur Diakonie. In unserer Dienstgemeinschaft lassen wir unterschiedliche Meinungen gelten. Konflikte tragen wir in gegenseitigem Respekt aus. Wir bleiben verpflichtet, theologisch begründet, sozial kompetent, fachlich qualifiziert, ökonomisch verantwortlich und ökologisch orientiert zu handeln.

Wir sind dort, wo Menschen uns brauchen.

  • Als kirchlicher Verein sind wir in den Auftrag der evangelischen Kirchen eingebunden.
  • Mit unserem Handeln verkünden wir die Menschenfreundlichkeit Gottes.
  • Als Mitglied eines freien Wohlfahrtsverbandes sind wir Teil des Sozialsystems.
  • In kritischer Partnerschaft gestalten wir den Sozialstaat mit.

Wir sind in die Organisationsstrukturen der Diakonie auf Orts-, Landes- und Bundesebene eingebunden. Diese Strukturen sind gekennzeichnet durch so viel Stabilität wie nötig und so viel Flexibilität wie möglich. Durch unsere Arbeit vor Ort sind wir Menschen nahe.

Wir sind Kirche.

  • Diakonie erfahren heißt erkennen: Die Kirche lebt!
  • Diakonie ist Christ sein in der Öffentlichkeit.
  • Sie ist Wesens- und Lebensäußerung der evangelischen Kirchen.
  • Sie ist gelebter Glaube, präsente Liebe, wirksame Hoffnung.
  • Diakonie macht sich stark für andere.

"Die Kirche steht unter dem Auftrag, durch ihre Verkündigung, durch ihr Sein und Handeln die im Evangelium von Jesus Christus bezeugte Liebe Gottes der Welt mitzuteilen" (Leitlinien zum Diakonat, Art. 1,1). Deshalb ist Diakonie nach einem Wort aus dem 19. Jahrhundert "Innere Mission". Mit unserer Arbeit veranschaulichen wir das Evangelium und laden zum Glauben ein.